Quo Vadis Firmenkultur
Nachdem ich in einem meiner letzten Blogs Posts durchaus positiv auf die Entwicklung des Videocalls im Zuge der Coronavirus-Krise zu sprechen kam (ich bin Corona-Positiv), dirigiert mich mein philosophischer Hirnlappen zu neuen Gedanken.

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber die Diskussion rund um Homeoffice nach COVID-19 kam auch sicher schon in Ihrem Unternehmen auf. Da gibt es ganz Strenge, old school, die alle Mitarbeiter:innen wieder im Office haben möchten, weil es eben immer schon so war. Dann gibt es ganz Aufgeschlossene, die ihren Mitarbeiter:innen alles erlauben; also Sales-Konferenzen mit 200 Anwesenden und 2 Nasen dürfen remote dabei sein. Dazwischen vielleicht die ” 50%-igen”, die es allen recht machen wollen und organisieren müssen, inwiefern die 50% dann gelebt werden, damit man sich doch noch mal sieht…. Oder ist MitarbeiterIn X immer im Homeoffice, wenn MitarbeiterIn Y im Office ist?
Nun, ich spreche ja über den Beziehungskiller Remote Work. Schauen Sie, ich bin kein Corporate Culture Experte, noch bin ich Paartherapeut oder Professor der Soziologie. Ich beobachte lediglich, höre zu und mache mir meine Gedanken.
Beim Zuhören hatte ich letzthin ein interessantes Gespräch mit einem mittleren Unternehmen im Digital Bereich. Der Geschäftsführer meinte, dass sie viele Mitarbeitenden auch während der Coronavirus-Krise remote eingestellt haben. Weiter sinnierte er über seine bisherige Unternehmenskultur, und wie es wohl werde, wenn sie sich alle wieder im Office sehen? Wie wird das Einfluss nehmen auf die Firmenkultur und wie werden sie sich alle begegnen? Fand ich absolut spannend.
Auch wenn ich das dann mit Home- Office- Regelungen in der Zukunft in Zusammenhang bringe. Was ist dann das Büro noch? Ein Begegnungsort? Wie werden Konflikte gelöst, wenn einer am Tisch sitzt, die andere aber “nur” über Video teilnimmt? Gibt es mehr Konflikte, weil die Leute nicht einfach einen Kaffee trinken gehen und einfache simple Dinge ausdiskutieren können? Wenn man sich gar nie oder selten persönlich begegnet, wie wird das Teamgefühl sein? Und….es arbeiten nicht alle in der IT oder im Software Development. Eine Sales- oder Marketingabteilung hat meist einen anderen Teamcharakter und Kommunikationsformen!
Werden wir bald alles so digital unverbindlich sehen, wie die Jugend? Wie stark identifiziert man sich noch mit dem Unternehmen, für das man arbeitet, wenn man "nie" dort ist? Ich mach mir da natürlich selbst Gedanken, auch über mein Team und unser Unternehmen.
Und dann sind ja da noch die Kunden… Videocalling ist super, spart viel Zeit, ist effizient und wird sich weiter im Vertrieb durchsetzen. Zu einem Zeitpunkt wird man sich wieder treffen, sicher. Aber ich habe einen Kunden, den ich noch nie gesehen habe, auch nicht im Videocall…obwohl wir zusammen Geschäfte machen. Ich muss den mal auf eine echte Wiener Melange einladen…
Auf jeden Fall, so denke ich, wird die Homeoffice- Regelung in den Unternehmen einen Einfluss auf den zukünftigen Arbeitsmarkt haben. Viele Mitarbeiter:innen haben in letzter Zeit von zu Hause aus gearbeitet. Viele haben dies auch als Mehrwert empfunden für ihre Work-Life Balance. Einige werden sich wohl ob der “Post-Corona”- Home-Office- Regelungen durchaus überlegen, bei wem sie künftig arbeiten möchten. Remote Work – ein Beziehungskiller? Wir werden sehen.